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Mit Stolz und Wehmut.

  • Autorenbild: Ahmet Cetiner
    Ahmet Cetiner
  • 10. Okt. 2023
  • 3 Min. Lesezeit

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Der vergangene Wahlabend hallt ziemlich nach.

Die Landtagswahl in Hessen konfrontierte uns und mich persönlich mit einer Realität, die sowohl ernüchternd als auch aufrüttelnd ist. Ein Blick auf die Ergebnisse offenbart die AfD, die in beinahe allen Teilen unserer Region erstaunlich positiven Zuspruch erhalten hat – ein Echo auf Fragen, die wir als etablierte demokratische Parteien offensichtlich nicht ausreichend beantwortet haben. Dies wurde nun überdeutlich.

Warum die AfD?


Es ist zu einfach und zudem falsch, jene, die ihre Stimme der AfD gaben, pauschal zu verurteilen. Jeder und jede hatte sicherlich vielfältige Beweggründe auch wenn uns das nicht gefällt.

Wir müssen uns daher fragen: Wo haben wir versagt, die Menschen abzuholen, die sich abgehängt fühlen?

Wo ist es uns nicht gelungen, Ängste und Sorgen in konkrete Politik umzuwandeln?

Wie sehr sind wir, die Politik im Allgemeinen und wir Grüne insbesondere, abgehoben und unnahbar geworden, sodass sich viele von uns distanziert und aus Protest einer rechtsradikalen Partei ihre Stimme gegeben haben? Dabei wundert mich nicht einmal das Landesweite Ergebnis so sehr als das Ergebnis unseres Main-Kinzig-Kreises.

Daher gilt es diese Fragen in den kommenden Wochen und Monaten für alle demokratischen Parteien aufzuarbeiten.

Zwei Jahre als Kreissprecher: Ein Blick zurück

In meinen zwei Jahren als Kreissprecher von Bündnis 90/Die Grünen im Main-Kinzig-Kreis habe ich mein Bestes gegeben, um die Partei zu formen und zu stärken.

Mit Visionen einer reformierten Struktur und einem frischen Wind, der durch die etablierten Mechanismen unserer Partei im Main-Kinzig-Kreis wehen sollte, trat ich an. Doch die Realität war anders. Der Gegenwind aus den gewachsenen Strukturen und den etablierten Mechanismen war stark. Ich gebe zu: Er warf mich aus der Bahn.

Nach kurzen Offensiven musste ich den Großteil der vergangenen zwei Jahre defensiv verbringen, weil ich die gewachsenen Strukturen und die Macht einiger weniger Akteure unterschätzt hatte.


Obwohl wir viel umsetzen und positiv verändern konnten, ist uns leider sehr vieles nicht gelungen.


Das parteiinterne Ringen raubte mir und auch anderen zu viel Energie und hinderte mich und uns daran, den Fokus entschiedener auf die wesentlichen Themen zu setzen.

Trotz Stolz, eine ordentliche Portion Wehmut

Mit unseren Kandidat:innen Robert Erkan, Anja Zeller und Günther Koch wurde eine neue Energie in unseren Wahlkampf gebracht.

Die Neuausrichtung und Professionalisierung in Sachen Landtagswahlkampf sind Errungenschaften, auf die wir als Kreisverband stolz sein können. Und doch reichte es nicht, eine grüne Stimme in den Landtag zu senden – eine schmerzhafte Tatsache, die sicherlich nach Analyse verlangt- aber auch nach Konsequenzen.


Robert Erkan, unser Kandidat aus dem Wahlkreis 41, kam dem Ziel am nächsten, hat es aber nach den großen Verlusten der hessischen Landesgrünen leider knapp verfehlen müssen. Das schmerzt.

Ich danke allen Kandidat:innen, allen Wahlhelfer:innen, allen Beteiligten und insbesondere unseren Mitarbeiter:innen aus der Kreisgeschäftsstelle für ihren fulminanten Einsatz vor und während des Wahlkampfs. Es war ein harter Wahlkampf aber es hat sich gut angefühlt, mit euch Seite an Seite diesen Weg zu beschreiten.


Eine Entscheidung für die Zukunft


Daher, liebe Leser:innen, treffe ich eine Entscheidung: Eine erneute Kandidatur als Mitglied des Kreisvorstands Main-Kinzig oder gar als Sprecher des Kreisverbands ist für mich nicht mehr denkbar. Das ist die Konsequenz, die ich aus diesem Wahlabend und aus meiner zweijährigen Erfahrung als Vorstandssprecher ziehen muss.

Meine Amtszeit endet regulär in etwa einer Woche. Ich habe unseren Mitgliedern versprochen, zwei Jahre lang mein Bestes zu geben, und das habe ich nach bestem Wissen und Gewissen getan.

Am 18. Oktober wählen wir einen neuen Vorstand.

Ich appelliere vor allem an die jüngeren Mitglieder und an die Frauen in unserem Kreisverband: Zeigt Flagge.

Es liegt an euch, den eingeschlagenen Weg von Bündnis 90/Die Grünen im Kreisverband weiterzugehen. Es liegt an euch, einen Wechsel in den inzwischen betagten Strukturen herbeizuführen. Wir haben den Anfang gemacht. Jetzt liegt es an euch.

Die Reise geht weiter, wenn auch anders

Ich ziehe mich nicht aus der Politik zurück, sondern ändere lediglich die Perspektive.

Mein Mandat in der Stadtverordnetenversammlung Maintal bleibt mein Fokus. Hier werde ich weiterhin leidenschaftlich für nachhaltige, zukunftsorientierte Lösungen kämpfen.


Ich bin stolz auf das Erreichte, doch die Wahrheit ist auch: Es gibt vieles, das ich nicht umsetzen konnte. Vielleicht beginnt meine politische Laufbahn, paradoxerweise, genau hier, mit den Erfahrungen und der Reife, die die vergangenen zwei Jahre mit sich brachten. Wir werden sehen.

Ich sage „Danke“ – für das Vertrauen, die Unterstützung und jede einzelne Stimme, die uns und unsere Werte bestärkt hat.

Die Politik ist ein Marathon, kein Sprint. Die Reise geht weiter, und ich bin gespannt, welche neuen Wege sich uns – und mir – dabei auftun werden.


In Liebe und Dankbarkeit,

Ahmet Cetiner

2 Kommentare


mariaheider
12. Okt. 2023

Lieber Ahmet, ich verstehe jede Zeile Deines Beitrags und teile sowohl Deine Enttäuschung als auch Deinen Stolz! Ja, Du hast viel bewegt und mit hohem Engagement angestoßen! Es war wunderbar mit Dir diese Energie eine kurze Zeit teilen zu können, bevor mich der Job-Ruf zurück nach Berlin holte. Es tut mir daher leid, dass ich Dich dann nicht weiter unterstützen konnte! Aber ich ermutige Dich sehr, Deine Fähigkeiten und Mobilisierungskraft weiter fürderhin Grünen in MKK und Hessen einzusetzen! Die Mitglieder, aktiven Ortsverbände und engagierte Personenhaben Dich verdient - über einen schmerzlichen Wahltag hinaus. Und auch hier teile ich Deine Fragen und notwendige Reflexion -

liebe Grüsse! Maria Ex-Co-Sprecherin

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j.vielhauer
10. Okt. 2023

Lieber Ahmet, es ist einfach aber eben nicht falsch, AfD-Wähler(innen) zu verurteilen, denn sie wissen, was sie tun. Mehr als die Hälfte wählten laut Wahlforschung die AfD aus Überzeugung, die anderen aus Protest. Und die hätten auch die demokratische Opposition wählen können. Wir 68iger haben uns intensiv mit unseren Eltern wegen ihrer Nazizeit auseinandergesetzt. "Wir haben ja nicht gewusst" war der Standard. Und das angesichts brennender Synagogen, verschwundener jüdischer Nachbarn usw. Nein, die WählerInnen der AfD WISSEN wen sie wählen. Da gibt es nix zu entschuldigen

Gruß Jochen V.

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